Hilfen für Familien und Kinder immer wichtiger

„Wir werden einige Jahre brauchen, die Folgen der Pandemie für Familien und Kinder einigermaßen in den Griff zu bekommen“, sagt Tim Klockenbusch, Fachbereichsleiter der Beratungsstelle Westhoffstraße des Sozialen Zentrums. „Wenn es überhaupt gelingt“, fügt er hinzu. Deutlich wird dies nach der Auswertung der internen Statistikerhebung in den einzelnen Fachbereichen für das Jahr 2022. Das Soziale Zentrum hat im vergangenen Jahr mehr als 6000 Adressatinnen verzeichnet. Das ist ein Anstieg von mehr als 1000 Adressatinnen.

Während die Gesamtzahl der Kontakte in der Erziehungsberatung, in der Paar- und Lebensberatung und bei der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen um mehr als 100 Kontakte gegenüber dem Vorjahr stieg, spricht die Zahl der Kinder in den sogenannten Aufhol-Programmen von Bund und Ländern eine noch deutlichere Sprache: Mehr als 700 Kontakte wurden verzeichnet. „Die Programme, die wir dort anbieten konnten, werden jedoch lange nicht ausreichen“, ist sich Tim Klockenbusch sicher.

Gravierende Entwicklungsverzögerungen

„Besonders deutlich wird dies im Bereich der Heilpädagogischen Diagnostik und Förderung, wo wir vermehrt gravierende Entwicklungsverzögerungen bei vielen Kindern feststellen“, so Maria Preuß als weitere Fachbereichsleiterin. „Hier wird sehr deutlich, wie viel Schulunterricht während des Pandemiegeschehens ausgefallen ist“, ergänzt sie.

„Unser Ziel muss es sein, die Qualität aufrecht zu erhalten trotz steigender Herausforderungen“, führt Tim Klockenbusch einen der Schwerpunkte des Jahres 2022 und der aktuellen Arbeit auf. Der Bereich „Ambulante Erzieherische Hilfe“ (AEH) weiß, dass es aktuell kaum freie Plätze in der Jugendhilfe gibt. Hintergrund ist hier der Fachkräftemangel, aber auch die zunehmend prekäre Lage vieler Familien aufgrund der Dauerkrisen. „Keine guten Voraussetzungen für den Kinderschutz“, konstatiert Klockenbusch. In Netzwerk-Gesprächen mit Behörden und Institutionen werden die Entwicklungen immer wieder thematisiert.

Angebote für Familien und Kinder

Nicht verwunderlich ist für Dr. Bircan Kocabas daher der massive Anstieg der Anfragen für das Projekt „Nordstark“, dass sich an adipöse Kinder richtet. Mehr als 300 Kinder konnten im Lauf des Jahres 2022 direkt und immer wiederkehrend erreicht werden, dazu viele Elternteile. Weitere Kontakte ergaben sich auf Netzwerkveranstaltungen und Fortbildungen von Multiplikatorinnen. „Besonders glücklich sind wir mit dem wöchentlichen Angebot des Spiel- und Sportmobils des Stadtsportbundes, bei dem mehr als 400 Kinder erreicht werden konnten“, so Kocabas. Das Mobil kommt auch weiterhin jeden Mittwoch in den Garten oder in den Saal der Beratungsstelle.

Einen Anstieg der Kontaktzahlen verzeichneten im Jahr 2022 auch die Schwangerschaftskonfliktberatung sowie die Clearingstelle, die Menschen wieder Zugang zum Gesundheitssystem ermöglicht. Durch die Einrichtung der Gynaikon-Praxisklinik hat sich die herausfordernde Versorgungssituation für ungewollt schwangere Frauen entspannt.  “Bei der Clearingstelle geraten wir zunehmend an die Kapazitätsgrenzen“, ordnet Fachbereichsleiter Tim Klockenbusch die Zahlen ein.

„Mit mittlerweile mehr als 6000 Adressatinnen pro Jahr wird erneut sehr deutlich, wie wichtig insbesondere die vielfältigen Hilfen für Familien und Kinder in der Nordstadt sind“, sagt Isabel Cramer, Vorständin des Sozialen Zentrums. „Die Pandemie hat eine Situation geschaffen, bei der wir offensichtlich mehrere Jahre brauchen, die entstandenen Schäden zu reparieren“, fügt sie hinzu.